EN 388 - Norm für Schnittschutzhandschuhe

Die "Norm gegen mechanische Gefahren" wurde seit ihrem erstmaligen Inkrafttreten mehrmals überarbeitet. Teilweise betreffen diese Überarbeitungen nur die Aktualisierung von Begrifflichkeiten. In der Revision von 2016 wurden aber auch Gefahren durch neue Materialien wie Glasfaser oder Stahlfasern berücksichtigt. Mit der letzten Überarbeitung von 2019 ist die Kennzeichnung der Schnittschutzhandschuhe festgelegt und muss seitdem in der vorgeschriebenen Form berücksichtig werden.

Arbeitshandschuhe dienen allgemein dazu, die Hände vor Verletzungen zu bewahren, denn die möglichen Gefahren am Arbeitsplatz sind groß:

• Splitternde Materialien wie z. B. Holz - raue Materialien wie Steine
• scharfe Gegenstände
• Wärme
• saure oder basische Chemikalien
• virale oder bakteriologische Stoffe
• elektrischer Strom.

Die Vielfalt dieser Gefahren macht deutlich, dass es keine Universallösungen für Handschuhe geben kann. Ein Schutz gegen Holzsplitter bietet noch lange keinen Schnittschutz oder eine Protektion gegen Hitze. Gleichzeitig kann die Verwendung falscher Handschuhe in bestimmten Arbeitssituationen nicht nur den notwendigen Schutz erbringen, sie kann auch selbst zu einer Gefahr werden. Das ist beispielweise der Fall, wenn an einer rotierenden Maschine gearbeitet wird. Schleifböcke, Bohrmaschinen, Kreissägen oder Fräsen können im ungünstigsten Fall den Handschuh des Arbeiters blitzartig erfassen und dabei schwerste Verletzungen verursachen.

EN 388

Diese doppelte Schwierigkeit macht die Vorschrift zur Verwendung von Schutzhandschuhen und ihrer Kennzeichnung zu einer großen Herausforderung. Die EN 388: 2019 stellt sicher, dass bei Beschaffung und Verwendung von Schutzhandschuhen bei Schnitt- und Schleifanwendungen keine Fehler gemacht werden. Außerdem gibt die Norm Auskunft über die erforderlichen Prüfverfahren, mit denen die Schutzfunktion der Handschuhe sichergestellt werden soll.

Die Schutzfähigkeit wird durch die Normen für Schnittschutzhandschuhe durch einen fünfstelligen Code dargestellt. Dieser Code besteht aus vier Zahlen und einem, optional zwei Buchstaben. Er ist entweder auf dem Handschuh selbst oder auf einem angenähten Fähnchen abgedruckt.

Folgendes sagt die Codierung der Normen für Arbeitshandschuhe aus:

Ziffer 1: Abriebfestigkeit
Ziffer 2: Schnittfestigkeit Stufe 1
Ziffer 3: Festigkeit gegen Weiterreißen
Ziffer 4: Festigkeit gegen Durchstechen
Buchstabe an Stelle5: Prüfung auf Schnittfestigkeit nach EN ISO 12997
Optional Buchstabe an Stelle 6: Prüfung auf Stoßfestigkeit

Abriebfestigkeit

Die Abriebfestigkeit wird in den Klassen 0 bis 4 angegeben. Ein Klasse 0 Handschuh leistet maximal 99 Umdrehungen einer Schmirgelscheibe widerstand. Bei der Klasse 4 ist die Hand schon gegen 8000 Umdrehungen geschützt.

Schnittfestigkeit Stufe 1

Die Schnittfestigkeit der Stufe 1 wird mit dem Coupe-Test ermittelt. Dabei gleitet ein rotierendes und linear bewegtes Rundmesser über den Handschuh. Die Schutzfähigkeit wird in 6 Stufen (0-5) angegeben.

Weiterreißkraft

Ausgehend von einem primären Riss von 1 cm wird bei Prüfung der Weiterreißkraft ermittelt, wie viel Kraft erforderlich ist, um den Handschuh ganz durchzureißen. Fünf Klassen (0-4) stehen dabei für eine Kraft von 0 - 75+ Newton.

Durchstichkraft

Die Durchstichkraft wird mithilfe eines Kraftmessgerätes und eines großen Nagels durchgeführt. Je mehr Kraft erforderlich ist, desto höher ist der Widerstand des Handschuhs gegen Durchstechen. Die 5 Schutzstufen stehen für die Kräfte von 0 bis 150+ Newton.

Schnittfestigkeit Stufe 2

Die Schnittfestigkeit der Stufe 2 wird mit einem anderen Testverfahren als bei Stufe 1 ermittelt. Die Schutzstufen A-F stehen für die Widerstandskraft von 2 - 30 Newton.

Stoßfestigkeit

Sofern angezeigt, kann der Handschuh noch auf Stoßfestigkeit geprüft werden. Dies gilt für gepolsterte und hartverschalte Handprotektoren für besondere Einsätze.

Für den Schutz gegen Wärme, Chemikalien oder biologisch gefährliche Stoffe gelten andere Normen für Arbeitshandschuhe.